Die Daseinsberechtigung der Emotionen
Emotionen kontrollieren unser Leben. Ob man es will oder nicht, jede Emotion lenkt unsere Entscheidungen, unser Gemüt und sogar unsere Gesundheit. Wir werden von ihnen tagtäglich begleitet. Unsere Emotionen bringen uns zum Lachen, zum Freuen, zum Weinen, zum Schreien. Sie ermöglichen uns aber auch das Unmögliche möglich zu machen, dienen unserem Schutz und führen und begleiten uns auf unserem persönlichen und richtigen Weg.
Es werden immer wieder Diskussionen darüber geführt, was zu den Grundemotionen (oder Obergruppen) gehört. Wir einigen uns hier auf sieben, basierend auf Paul Ekman: happiness, sadness, fear, anger, disgust, surprise, contempt (Freude, Trauer, Angst, Wut, Ekel, Überraschung, Missgunst).
Die Emotionen werden im Kopf gesteuert und setzen die dazugehörigen Neurotransmitter und Hormone frei. Diese wiederum beeinflussen unseren ganzen Körper und unser Handeln. Emotionen haben also nicht nur einen kognitiven Einfluss, sondern setzen auch die motivationalen, körperlichen und neurophysiologischen Reaktionen in Gang.
Das heisst, dass das Entstehen einer Emotion nur der Anfang einer längeren Kette von Ereignissen ist.
- Man analysiert und interpretiert eine Situation, abhängig von der eigenen Erfahrung und verbindet damit eine Emotion
- Diese Emotion (Freude, Trauer, Angst, Ekel, Wut, Überraschung, Missgunst) wird gespürt
- Und übermittelt dem Körper, wie bzw. der Gesichtsmuskulatur die Information, um instinktiv zu reagieren. Hier entstehen unter anderem die Mikro-Expressionen
- Als letztes kommt dann die überlegte Reaktion hinzu, also unser, für andere sichtbares, Handeln.
Doch wozu braucht man Emotionen?
Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Sie ermöglichen eine Lenkung und Schutz des Selbst. Sogar die negativen Emotionen, die man eigentlich nicht gerne spürt, dienen ursprünglich dem Selbstschutz. Nehmen wir als Beispiel die Angst. Die Angst ist eine der wichtigsten Emotionen, die am intensivsten das eigene Handeln steuert. Angst vor dem Alleinsein, vor Verletzung, Angst Freiheiten zu verlieren, vor Kontrolle, vor dem Abgrund, vor Höhe, vor Spinnen, etc.
All diese Ängste haben ihren Ursprung und ihren Grund — sie schützen die Person, die sie empfindet (der Ursprung ist oft komplexer als der Grund allein). Es ist also wichtig, sich mit der eigenen Angst auseinanderzusetzen, um diese zu verstehen.
Hierbei dienen ein paar Fragen dem besseren Verständnis:
Warum spürt man die Angst?
Welche körperlichen und seelischen Begleiterscheinungen gehen mit ihr einher?
Was löst diese Angst in einem aus?
Das Verstehen der Emotion hilft einem nicht nur dabei, sich selbst besser kennenzulernen (Intrakommunikation), sondern ermöglicht auch eine klare Kommunikation nach Aussen (Interkommunikation). In jeder Situation kommt somit eine Emotion in uns auf, die nicht nur für uns wichtig ist, sondern auch für unser Umfeld, denn diesem kommunizieren wir unsere Emotionen, non-verbal wie auch verbal.
Umso klarer wir uns selbst also bezüglich unserer eigenen Emotionen sind und diese genau verstehen können, desto besser können wir uns von diesen bewusst leiten lassen und mit unserem Umfeld agieren. Jede Emotion muss also kategorisiert und zugeordnet werden, um unser zukünftiges Handeln zu verstehen und zu steuern.
„Klare und ehrliche Kommunikation schafft Transparenz, Transparenz schafft Vertrauen, Vertrauen schafft wieder Offenheit und Ehrlichkeit, was wiederum den Grundstein für langanhaltende Beziehungen legt. Und so schliesst sich der Kreis.“
Die Kontrolle über die eigenen Emotionen erlangen
Das Steuern der eigenen Emotionen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Wir können zwar selten verhindern, dass unsere Emotionen nach Aussen präsentiert und kommuniziert werden, aber wir haben einen Einfluss darauf, wie wir mit ihnen umgehen. Beziehen wir uns noch einmal auf unser vorheriges Beispiel mit der Angst. Dies bedeutet also, dass wir die empfundene Angst analysieren und somit herausfinden können, ob diese aus einem Selbstschutz heraus entstanden ist (zum Beispiel, wenn man auf einer sehr befahreneren Strasse stehen bleibt) oder ob die Angst einen lediglich grundlos hindert (z.B. die Angst in einer Liebesbeziehung verletzt zu werden, die einen somit hindert sich auf eine geliebte Person voll und ganz einzulassen).
Je nachdem, wie wir die Situation analysieren, wirkt sich dies auf unser Verhalten aus. Das bedeutet, dass wir Einfluss darauf haben, wie wir auf bestimmte Emotionen reagieren, sobald uns ihr Ursprung klarer ist. Menschen, die sich in den Augen anderer falsch verhalten, verhalten sich nicht zwingend objektiv falsch, sondern immer auf Basis vergangener Erlebnisse und der darauf basierenden Analyse ihrer eigenen Emotionen. Dies spielt in der verbalen und para-verbalen Kommunikation ebenfalls eine grosse Rolle. Welche Worte man benutzt und wie man diese betont und artikuliert, ermöglicht nicht nur einen Einblick in das eigene kulturelle Umfeld und wie man erzogen wurde, sondern spiegelt auch den eigenen emotionalen Zustand wieder.
Mikro-Expressionen
Unter Mikro-Expressionen versteht man reflexartige, unkontrollierbare, für den Bruchteil einer Sekunde anhaltende Kontraktionen der Gesichtsmuskulatur, die ein Gefühl, über die Mimik, als Ausdruck nach Aussen kommunizieren. Es gibt viele verschiedene Mikro-Expressionen, jedoch werden grundlegend sieben Basisemotionen (nach Paul Ekman) definiert: Freude, Trauer, Angst, Wut, Überraschung Missgunst und Ekel. Diese sind universell erkennbar und ermöglichen einen Einblick in den intuitiven emotionalen Zustand einer Person. (Hier sind dennoch kulturelle Unterschiede zu beachten. In Asien wird das Lächeln zum Beispiel, kulturell anders genutzt) Sie entstehen durch eine erlebte Emotion im Gehirn und werden über Informationen “ungefiltert” an die Gesichtsmuskulatur weitergegeben und somit für Andere sichtbar (im Falle der Mikro-Expression, sind diese häufig kaum erkennbar, da sie sehr schnell ablaufen und Menschen dazu neigen sie zu unterdrücken oder vertuschen zu wollen. Zum Beispiel beruht dieses innere Bauchgefühl, das jedem bekannt ist, wenn man das erste Mal mit jemandem interagiert, wahrscheinlich auf der unterbewussten Wahrnehmung einer Mikro-Expression. Non-verbal sind diese sehr nützlich zum Analysieren von Informationen, die in der Kommunikation mit anderen weitergegeben werden.
Diese Informationsübertragung funktioniert, aber auch umgekehrt. Viel zu lachen, hierbei meinen wir das echte Lachen, welches vom Herzen kommt, setzt ein emotionales Muskelfeedback in Gang, welches, mit Hilfe von Neurotransmittern, die wiederum die spezifischen Gehirnzonen stimulieren, schlussendlich das Gefühl von Freude hervorbringt und verstärkt. Das hat dementsprechend auch einen direkten, wenn auch nur einen kleinen, Einfluss auf das Gemüt.
Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass eine Person, die beispielsweise ständig die Augenbrauen zusammen zieht (ein Indikator für Wut) tendenziell angespannter und dadurch auch schneller erregbar und gestresst ist.
In der positiven Psychologie werden basierend darauf Lachübungen verordnet. Diese sollen Glücksgefühl und Wohlbefinden stimulieren. So überträgt sich zum Beispiel ein Lächeln, wenn man telefoniert, auf die Stimme und wirkt sich somit auch positiv auf die Person aus, die sich am anderen Ende der Leitung befindet. Das Gespräch wird somit positiv beeinflusst. Hier wird der äussere Einfluss der empfundenen Emotionen deutlich.
Durch das Verständnis der eigenen Emotionen glücklicher werden
Das Verständnis und die Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen ist somit eine grundlegende Notwendigkeit für jeden Menschen. Die eigenen Emotionen zu erkennen, schafft die notwendige Interpretationsgrundlage um diese einfacher in den Alltag integrieren und nach Aussen kommunizieren zu können. Man befindet sich dadurch in einem beruhigten Gemütszustand, was nicht nur ein positives physisches Erleben als Konsequenz hat, sondern sich auch positiv auf den Umgang mit Mitmenschen auswirkt. All dies wirkt sich langfristig positiv auf das eigene Leben aus.
Emotionen sagen folglich nichts darüber aus, ob man stark oder schwach ist, sondern sie helfen uns dabei, unserem eigenen individuellem Weg zu einem glücklicheren Leben zu finden. Es ist somit wichtig, genau zu verstehen, was man fühlt, warum man diese Emotion empfindet, wem gegenüber und dies genau in die jeweilige Lebenssituation einzuordnen, um im Umgang mit anderen aber auch sich selbst gegenüber entspannt und ausgeglichen zu agieren.
P.S.: Hierüber wurde ein sehr anschaulicher Familienfilm gemacht, den ich jedem empfehlen kann: Alles steht Kopf (OV: Inside out)