Wie oft ertap­pen Sie sich dabei, mit Wut und Irri­ta­tion auf Aus­sagen oder Ver­hal­tensweisen ander­er zu reagieren, bevor Sie über­haupt real­isiert haben, was geschehen ist? Dieser Artikel berichtet über ein ther­a­peutis­ches Tool, das dabei helfen kann, Klarheit über eigene spon­tane Reak­tio­nen zu ver­schaf­fen. Die vier A’s helfen dabei, sich sel­ber mehr zu akzep­tieren und sich bewusster zu ver­hal­ten. Es han­delt sich um das soge­nan­nte Uni­verselle Wach­s­tum­sprinzip (vgl. Kathy Wick­stran-Gahn, Dr. David Daniels, Renée Riley-Adams). Das Prinzip ist auch bekan­nt als „Die vier A’s”, die für Annahme, Akzep­tanz, Aktion, HAltung ste­hen. Daniels nen­nt zusät­zlich ein weit­eres A: Appre­ci­a­tion (= VerstÄndnis/Würdigung).

Annahme

Ein Ver­hal­ten, das nicht erkan­nt und angenom­men wer­den kann, kann nicht explo­ri­ert, mod­i­fiziert oder verän­dert, wer­den. Es bliebe blind und unbe­wusst. In einem solchen Fall bes­timmt das Ver­hal­ten über das Indi­vidu­um und nicht umgekehrt. Wenn man beispiel­sweise das Feed­back erhält, man sei dik­ta­torisch, dann fühlt sich das vielle­icht ver­let­zend an und es entste­ht der Impuls sich zu vertei­di­gen. „Ich bin nicht dik­ta­torisch! Ich möchte das lediglich erledigt wis­sen.“ Wäre eine mögliche Antwort darauf. Schlussendlich, wenn das­selbe Feed­back in unter­schiedlichen For­men, auf unter­schiedlichen Wegen von unter­schiedlichen Per­so­n­en wieder­holt auftritt, gibt es einen Anlass darüber nachzu­denken, ob das Feed­back zumin­d­est in eini­gen Sit­u­a­tio­nen der Wahrheit entsprechen kön­nte. Zur Erle­ichterung des Annehmens empfehlen sich Übun­gen, um die Wahrnehmung und die geerdete Präsenz zu steigern. Um Feed­back in sich aufnehmen zu kön­nen, kann es hil­fre­ich sein ein Tage­buch oder Jour­nal zu führen, um sich zu sortieren, zur Ruhe zu kom­men und sich mit Neugi­er sein­er Ver­hal­tensweisen bewusst zu wer­den. Bes­timmte Atemtech­niken kön­nen zusät­zlich unter­stützend wirken, den Geist zu beruhi­gen. Eine genauere Explo­ration und Betra­ch­tung eigen­er Ver­hal­tensweisen, führt oft zu dem Schluss, dass Feed­back oft wahre Anteile hat. Das Erhören und Unter­suchen der Feed­backs aus dem Umfeld, führt häu­fig zu der Erken­nt­nis, dass das zugeschriebene Ver­hal­ten oft nicht der Per­son entspricht, die man gerne stattdessen wäre. Wer beispiel­sweise eine kol­lab­o­ra­tive Führungskraft sein möchte, möchte ggf. mit Men­schen zusam­me­nar­beit­en, statt sie für sich arbeit­en zu lassen.

Akzeptanz

Aufmerk­samkeit auszuüben kann etwas mys­ter­iös erscheinen. Denn es ist gar nicht so ein­fach, sich sein­er Anteile, die man nicht ausste­hen kann, zu öff­nen. Bleiben wir beim „dik­ta­torischen“ Beispiel, selb­st wenn man sich ein hohes Bedürf­nis eingeste­hen würde, Sit­u­a­tio­nen und Men­schen steuern zu kön­nen. Dann ist es immer noch schw­er zuzugeben, dass dieses Bedürf­nis von ein­er Angst getrieben ist, dass die Dinge nicht so ver­laufen, wie man es gerne hätte. Hier hil­ft es sich eine gewisse Neugierde zu bewahren, wie es gelin­gen kann alle Anteile des Selb­st zu akzep­tieren, auch diejeni­gen, die man (zumin­d­est für den Moment) nicht als gut bew­ertet. Das ist keine ein­fache Übung. Daniels beschreibt Akzep­tanz als “Sein Herz fre­undlich sich selb­st und anderen gegenüber öff­nen. Beson­ders gegenüber sein­er eige­nen Reak­tiv­ität und seinem Ärg­er.“ Es ist wichtig, so der Daniels, zu real­isieren „Das heißt nicht kapit­ulieren. Es heißt nicht dem Ver­hal­ten von uns oder anderen zus­tim­men zu müssen.“ Akzep­tanz soll bedeuten, uns selb­st einen pos­i­tiv­en Weg aufzuzeigen, an unser­er eige­nen Reak­tiv­ität zu arbeit­en. Dabei ist es sehr förder­lich zu wis­sen, dass man sich selb­st beobacht­en kann und damit begin­nen kann, jede einzelne Sit­u­a­tion als Chance zu sehen, etwas zu ler­nen. All das sind Infor­ma­tio­nen, die dabei helfen, die Per­son zu wer­den, die man gerne wäre. Akzep­tanz fordert einen gewis­sen Grad an Dankbarkeit dafür, wo wir mit unser­er eige­nen Entwick­lung im Moment ste­hen. Sich dazu zu motivieren, offen­zubleiben, ist funk­tionaler als sich abzuschot­ten oder sich selb­st oder andere in schwieri­gen Sit­u­a­tio­nen zu beschuldigen.

Aktion

Jet­zt wird die Prob­lem­lö­sung aktiv auf die Strecke gebracht! Es geht nicht nur darum, zu betra­cht­en, welch­es Muster unser­er Gedanken, Emo­tio­nen und Ver­hal­tensweisen sein kön­nten. Aktion fordert vor allem, dass wir aktiv etwas zur Verän­derung tun. Und uns anders ver­hal­ten, als wir es in der Ver­gan­gen­heit tat­en und um das Out­come zu pro­duzieren, dass wir anstreben. Es ist unsere Wahlmöglichkeit. Um zum „dik­ta­torischen“ Beispiel zurück­zukom­men. Wie kön­nte es gelin­gen, Dinge erledigt zu wis­sen und dabei gle­ichzeit­ig fre­undlich­er und san­fter aufzutreten? Anstatt den Mitar­bei­t­en­den aufzu­tra­gen, was zu tun ist, wäre eine Möglichkeit zunächst ein­mal alle involvierten Per­so­n­en auf densel­ben Stand­punkt inner­halb eines Pro­jek­ts zu brin­gen. Eine weit­ere wichtige Ver­hal­tensweise wäre es, den Mitar­bei­t­en­den zuzuhören und Empathie zu zeigen, anstelle sie sofort zu verpflicht­en und Hörigkeit zu erwarten. Auch ein san­fter­er Umgang mit sich selb­st, mit mehr Nach­sichtigkeit, wäre hier von Vorteil. Daniels fasst Aktion fol­gen­der­maßen zusam­men:  Es geht um Erken­nen → Pausieren → und Energien auf­brin­gen — ohne sie zu hort­en oder zu ver­drän­gen— und dann das Risiko auf sich nehmen in ein­er Art und Weise zu reagieren, die die Per­son unter­stützt, die wir gerne sein wollen. Eine Aktion kön­nte zum Beispiel sein, sich darin fortzu­bilden, wie man Mitar­bei­t­en­den wertschätzend gegenüber­tritt, wie man vor ihnen spricht, anstelle ihnen etwas aufzu­drück­en oder etwas beweisen zu wollen.

HAltung

Meint ganz ein­fach üben … üben und sich dazu verpflicht­en weit­er zu üben. Ver­gle­ich­bar mit dem Erler­nen eines Musikin­stru­ments, kön­nen wir dieselbe Geduld mit uns auf­brin­gen, die wir benöti­gen, wenn wir etwas anderes neues erler­nen möchten.

Und nicht zuletzt Appreciation (WertschÄtzung/Würdigung)

Es gilt zu würdi­gen, dass jede unser­er Ver­hal­tensweisen aus ein­er pos­i­tiv­en Inten­tion entspringt. Ein dik­ta­torisches Ver­hal­ten entsprang aus obiger Inten­tion, Dinge erledigt wis­sen zu wollen. Für diese Inten­tion bedarf es an Ehrgeiz und Ziel­stre­bigkeit. Es gilt uns selb­st zu wertschätzen, für den Willen unser Ver­hal­ten zu explo­ri­eren, dafür Feed­back und Ver­hal­tensweisen acht­sam anzunehmen. Und wenn wir auf dem Weg zum Ziel ein­mal aus dem Sat­tel fall­en, so set­zen wir uns behut­sam zurück auf das Pferd und reit­en weiter.

Also näch­stes Mal, wenn Sie sich in Unsicher­heit ertap­pen, wie sie sich in ein­er Sit­u­a­tion ver­hal­ten sollen, ziehen Sie in Betra­cht, sich nochmal die 4 A’s vor Augen zu führen:

Annahme. Akzep­tanz. Aktion. und HAltung.

Autorin:
Sonya Anders, Psychologin
M.Sc. Ange­wandte Psy­cholo­gie (Klin­is­che Psychologie)