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05/2021

Hilfe und Unterstützung annehmen — Ist das nur etwas für „kranke“ Menschen?

Die meis­ten von uns haben schon davon gehört, dass Leute zu einem Psy­cholo­gen gehen oder in psy­chother­a­peutis­ch­er Behand­lung sind. Wenn wir nicht dazu gehören, sind wir vielle­icht erst ein­mal froh darüber. Möglicher­weise gren­zen wir uns sog­ar von diesen Men­schen ab und denken, dass wir ja nicht „krank“ sind und uns das niemals passieren wird. Aber ist das wirk­lich so? Müssen wir diag­nos­tiziert „krank“ sein, um ein Hil­f­sange­bot in Anspruch zu nehmen und davon profitieren zu können?

Psychisch krank — eine Diagnose

In unserem Gesund­heitssys­tem funk­tion­iert das so: Nur wer als „psy­chisch krank“ diag­nos­tiziert wird, erhält pro­fes­sionelle Unter­stützung in Form ein­er von der Krankenkasse finanzierten Psy­chother­a­pie. Ein Arzt oder aus­ge­bilde­ter Psy­chother­a­peut kann bei ein­er Per­son anhand genauer Kri­te­rien eines Man­u­als für psy­chis­che Erkrankun­gen beispiel­sweise eine depres­sive Episode, eine Angst- oder Per­sön­lichkeitsstörung diag­nos­tizieren. Für den Erhalt von Unter­stützung ste­hen also stets die Diag­nose und der Krankheits­be­griff im Vorder­grund. Daher ist auch die Annahme, dass Men­schen, die zum Psy­cholo­gen gehen krank sind, noch immer sehr verbreitet.

Unterstützung nur für „Kranke“?

Was aber ist mit all den Men­schen, die sich in schwieri­gen Leben­sphasen befin­den, mit her­aus­fordern­den Sit­u­a­tio­nen kon­fron­tiert wer­den oder die aus unter­schiedlichen Grün­den unglück­lich oder unzufrieden sind? Kön­nen nicht auch solche Men­schen Unter­stützung gebrauchen?

Vielle­icht haben Sie das sel­ber schon ein­mal erlebt: Manch­mal in unserem Leben wer­den wir mit Sit­u­a­tio­nen kon­fron­tiert, die uns schw­er­er fall­en zu bewälti­gen als andere. Das kann auch ganz uner­wartet auftreten. Wir ver­lieren plöt­zlich einen geliebten Men­schen. Wir erleben einen Unfall. In unser­er Fam­i­lie entwick­elt sich ein Kon­flikt, der sich nicht so leicht lösen lässt. Oder wir bemerken eine Unzufrieden­heit mit uns oder ein­er Sit­u­a­tion, wis­sen aber nicht, wie wir daran etwas ändern können.

Über­legen Sie doch ein­mal, wie Sie in Sit­u­a­tio­nen vorge­hen, die Sie alleine nicht meis­tern kön­nen. Was machen Sie zum Beispiel, wenn Sie einen Klei­der­schrank auf­bauen wollen, Ihnen aber der passende Schrauben­zieher fehlt? — Vielle­icht klin­geln Sie bei Ihrem Nach­barn und fra­gen dort nach, ob er den passenden Schrauben­zieher besitzt. Wenn Sie diesen dann bekom­men, wer­den Sie ver­mut­lich einige Stun­den später den neuen Klei­der­schrank in Ihrem Zim­mer ste­hen haben.

Wir bit­ten also andere Men­schen um Hil­fe. Und tat­säch­lich führt das meis­tens dazu, dass wir unser Ziel erre­ichen. Wenn das doch funk­tion­iert, warum soll­ten wir dann nicht auch Unter­stützung annehmen, wenn wir vor men­tal­en Her­aus­forderun­gen stehen?

Jeder von uns kann mal Unterstützung gebrauchen 

Für jeden von uns kann es an bes­timmten Punk­ten in seinem Leben sin­nvoll und hil­fre­ich sein, Unter­stützung anzunehmen. Nicht immer haben wir alle passenden Werkzeuge bere­it, um Sit­u­a­tio­nen oder Erleb­nisse best­möglich zu meis­tern und es alleine zu schaffen, gestärkt daraus her­vorzuge­hen. Auch ist es nicht unbe­d­ingt ein­fach, an unserem Ver­hal­ten, Erleben oder Denken zu arbeit­en und etwas daran zu verän­dern. Wenn wir bemerken, dass wir unser Ziel alleine nicht erre­ichen, ist das ein guter Zeit­punkt, Unter­stützung anzunehmen.

Der Unter­schied men­taler Her­aus­forderun­gen zu anderen All­t­agsprob­le­men ist, dass uns nicht immer der Nach­bar oder ein Fre­und helfen kön­nen. Denn auch diese ver­fü­gen möglicher­weise nicht über das passende Werkzeug. Psy­cholo­gen, Berater oder Coach­es aber haben einen ganzen Werkzeugkoffer, aus dem sie die für Sie passenden Werkzeuge suchen und Ihnen zeigen, wie Sie diese am besten anwen­den können.

Unterstützung annehmen, Ressourcen erkennen, lösungsorientiert nutzen 

Wenn wir Unter­stützung annehmen, beispiel­sweise von einem Psy­cholo­gen, geht es nicht darum, die Ver­ant­wor­tung an diese Per­son abzugeben. Vielmehr wird der Psy­chologe uns dabei helfen her­auszufin­den, was wir benöti­gen, damit es uns wieder bess­er gehen kann. Let­zten Endes sind wir sel­ber aber diejeni­gen, die die Verän­derung umset­zen müssen.

Wir alle haben Ressourcen und Stärken, die wir nutzen kön­nen, um mit schwieri­gen Sit­u­a­tio­nen umzuge­hen. Nicht immer aber sind wir uns der­er bewusst. Manch­mal sind wir so in unseren Gewohn­heit­en und Denkmustern gefan­gen, dass wir alter­na­tive Bew­er­tun­gen und Ver­hal­tensweisen gar nicht in Betra­cht ziehen. Eine objek­tive Sicht von außen kann uns neue Möglichkeit­en eröff­nen, über die wir vorher gar nicht nachgedacht haben. Die neuen Werkzeuge und Möglichkeit­en kön­nen wir dann lösung­sori­en­tiert nutzen, um aktiv an unser­er Sit­u­a­tion und unserem Befin­den zu arbeiten.

„Gesunde“ müssen zahlen — ein Nachteil? 

Wenn wir uns eigen­ständig einen Psy­cholo­gen, Berater oder Coach suchen, müssen wir die Kosten natür­lich selb­st tra­gen. Der entschei­dende Vorteil ist hier­bei aber die zeit­na­he Inter­ven­tion, im besten Falle sog­ar die Präven­tion. So kann mit großer Wahrschein­lichkeit ver­hin­dert wer­den, dass sich über­haupt erst eine psy­chis­che Erkrankung man­i­festiert, wir eine lang­wierige ther­a­peutis­che Behand­lung benöti­gen oder es uns über einen lan­gen Zeitraum schlecht geht. Bei ein­er frühzeit­i­gen Reak­tion kön­nen bere­its einige wenige Sitzun­gen aus­re­ichen, um Ihre Sit­u­a­tion und Ihr Befin­den entschei­dend zu verbessern. Die Ihnen an die Hand gegebe­nen Werkzeuge kön­nen Sie eigen­ständig weit­er nutzen und in Zukun­ft immer wieder darauf zurückgreifen.

Geld, das wir in unsere Gesund­heit investieren, liefert uns nicht nur kurzfristig ein gutes Gefühl. Die Auseinan­der­set­zung mit unserem psy­chis­chen und emo­tionalen Befin­den, unseren Bew­er­tun­gen, Gedanken und Ver­hal­tensweisen kann uns nach­haltig und langfristig zu einem höheren Wohlbefin­den ver­helfen. Wenn wir in unsere physis­che Gesund­heit Geld investieren, oder in andere Dinge, die uns gut tun, dann soll­ten wir genau­so Geld in unsere psy­chis­che Gesund­heit investieren. Denn sie bildet gemein­sam mit der kör­per­lichen Gesund­heit eine entschei­dende Basis für unsere Lebensqualität.

Unterstützung annehmen: ein Zeichen von Stärke und Veränderungsbereitschaft 

Seien Sie also mutig und suchen Sie sich dort Unter­stützung, wo Sie sie benöti­gen. Inzwis­chen gibt es unzäh­lige Möglichkeit­en, Unter­stützungsange­bote in Anspruch zu nehmen. Es gibt Psy­cholo­gen, Berater und Coach­es mit den unter­schiedlich­sten Spezial­isierun­gen auf dem Markt. Dabei wächst auch die Anzahl der Online-Ange­bote, die ins­beson­dere für kurzfristige Beratun­gen und lösung­sori­en­tierte Unter­stützung genutzt wer­den kön­nen. Durch das bre­ite Ange­bot haben Sie die Möglichkeit jeman­den auszuwählen, der Ihnen in Ihrer per­sön­lichen Sit­u­a­tion best­möglich helfen kann. Gerne kön­nen Sie sich auch ein­mal in unserem Berater­pool umschauen. Vielle­icht findet sich dort ein für Sie passender Berater.
 Es ist eine große Stärke, wenn wir zugeben, dass wir etwas nicht alleine schaffen oder wenn wir uns dazu entschließen, an uns zu arbeit­en. Eigen­reflex­ion und Verän­derungs­bere­itschaft sind die ersten wichti­gen Schritte in Rich­tung pos­i­tiv­er Entwick­lun­gen und ein­er langfristig höheren Lebensqualität.

 

 

Lina Malessa

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