Frühjahrsmüdigkeit — Prävention und evolutionspsychologischer Hintergrund
Die meisten Menschen wünschen sich während der düsteren Jahreszeit den Frühling herbei. Und dennoch, ist er endlich da, bleibt bei vielen der erwartete der Aktivitätsschub aus. Man schleppt sich so dahin und statt Frühlingsgefühlen überwiegen oft eher Gefühle, die einem grippalen Infekt ähneln.
Evolotionspsychologischer Winterschlaf
Laut Richter (2022) liegt das an einer Verschiebung unseres Schlaf-Wach-Rhythmus über den Winter. Demnach wird in der kalten Jahreszeit vermehrt Melatonin ausgeschüttet, ein Botenstoff mit schlafeinleitender Wirkung. Wir kommen also buchstäblich aus dem Winterschlaf. Unser Organismus, muss sich im Frühling erst wieder an die veränderten Licht- und Temperaturverhältnisse anpassen. Vergleichbar sei dies mit Schichtarbeit oder einem Jetlag. Für diese physiologische Anpassungsleistung braucht der Köper meist mehrere Wochen, typischerweise zwischen März und Mai. Frühjahrsmüdigkeit ist allerdings keine Krankheit, sondern eher als Befindlichkeitsstörung einzustufen. Die möglichen Symptome sind aber deswegen nicht minder schwer. Etwa Tagesschläfrigkeit, Schwindel bis hin zu depressiver, dysthymischer Stimmung (leichten depressiven Verstimmung).
Laut der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) leidet im Frühjahr etwa jedes zweite Individuum (genau genommen 60 %) unter einem erhöhten Schlafbedürfnis, Konzentrationsschwierigkeiten, Wetterfühligkeit, Schwindelgefühl, Stimmungsschwankungen oder Kreislaufproblemen. Die Anpassungsfähigkeit an die Jahreszeiten ist interpersonell verschieden. Laut Baum (2022) steigt kurz vor dem Erwachen üblicherweise das aktivierende Hormon Cortisol an. Bei manchen Menschen, nicht zuletzt auch durch die Zeitumstellung, im März, funktioniert dieses Wecksystem dann temporär nicht mehr richtig. Hinzu kommt häufig eine unbewusst höhere Erwartungshaltung an die eigene Leistung, aufgrund eines längeren Tages. Viele Menschen setzen sich dann ein höheres Pensum, als sie erreichen können. Obwohl psychologische Faktoren eine Rolle spielen, sollten zunächst etwaige mögliche biologische Ursachen ärztlich ausgeschlossen werden (z.B. Schilddrüsenunterfunktion, Eisenmangel, Schlafapnoe).
Obwohl die meisten Menschen nach der kalten Jahreszeit die warmen Sonnenstrahlen herbeisehnen, trägt Wärme häufig zu fehlender Energie bei. Sie kann Gefäßerweiterungen verursachen, was zu einer schlechteren Durchblutung des Gehirns führt und wiederum Schwindel auslösen kann, sowie vermehrt Müdigkeit, Kreislaufbeschwerden und Infekte. Auch Allergien und Heuschnupfen können zusätzlich einen negativen Effekt auf Menschen mit Frühjahrsmüdigkeit haben.
Empfehlung an Ratsuchende in meiner Praxis
(Positive Psychologie, Schüssler Salze, Bachblüten, Globuli)
In meiner Praxis erhalten Ratsuchende bei Frühjahrsmüdigkeit, bei fehlender Energie und bei einem niedrigen Aktivitätsniveau psychologische Beratung u.a. in Form von positiv-psychologischen Ansätzen und Neurolinguistischem Umprogrammieren (NLP). Ein Beispiel findet sich weiter unten bei 1. Positive Psychologie.
Typischerweise verabreiche ich unterstützend eine Schüssler Salz Kur, die spezifisch darauf ausgerichtet ist, die Energie anzukurbeln. Die Kur enthält diejenigen Schüssler Salze, welche Nerven, Psyche und das Immunsystems boosten. Gekoppelt mit einem die Nachtruhe fördernden Salz, für einen erholsamen Schlaf, der sich am darauffolgenden Tag positiv auswirkt. Diese mineralhaltigen Salze begünstigen in einer bestimmten Einnahmekombination eine Energiesteigerung.
Alternativ können Ratsuchende in meiner Praxis nach einer individuellen Analyse, die für ihren Typus geeigneten Konstitutionsmittel in Form von Globuli erhalten, um ihr psychisches Wohlbefinden zu steigern. Zu meinem weiteren aktivierenden Behandlungsrepertoire gehören individuelle Bachblütenmischungen.
Was können Sie selbst tun?
1. Positive Psychologie
Ihr Körper glaubt, was Sie ihm sagen. Sicher kennen Sie sogenannte selbst erfüllende Prophezeiungen, bei denen wir uns allein durch unsere Wortwahl, Gedanken und Verhalten dem Problem annähern, dass wir befürchten. Führen Sie Gedankenstopps bei Wörtern wie „Frühjahrsmüdigkeit“, „erschöpft“ oder „Akku leer“ ein. Verbieten Sie sich diese zu Ende zu denken und reframen Sie sie in eine positivere Wortwahl (NLP). Ohne dabei die Grundbedeutung zu verändern. Z.B. „Frühjahresanpassungsphase“, „tanke gerade noch Energie“, „Akku lädt im Augenblick noch / ist bald wieder voll“.
2. Bewegung und NEAT (Non-exercise activity thermogenesis)
Gehen Sie regelmäßig einer Sportart nach, die Ihnen Spaß macht. Mit Freunden kann es noch motivierender sein. Auch leichte Bewegung erzielt bereits große Effekte. NEAT: Treppen statt Aufzug benutzen, Erledigungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad tätigen, eine Bushaltestelle früher aussteigen oder eine Haltestelle später einsteigen. Statt auf den Bus warten, eine Haltestelle gehen, beim Telefonieren spazieren (draußen oder drinnen).
3. Proteinreiche Ernährung
z.B. Eier, Joghurt, Hüttenkäse. Eiweiße aus der Nahrung stimulieren die Ausschüttung von Orexin, einem aktivierenden Botenstoff.
4. Zum richtigen Zeitpunkt aufwachen
Testen Sie Tageslichtwecker, Schlaf-Phasen-Wecker, Armbanduhrenwecker, Apps. Diese Gadgets analysieren Ihren Schlaf und wecken Sie sanft aus der Leicht- anstelle von aus der Tiefschlafphase. Einige Fitness-Uhren / ‑Tracker besitzen bereits diese Funktion.
5. Genügend Trinken
Bereits eine Dehydrierung von 2 % kann die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit um 20 % senken. Empfohlen sind mind. 2 Liter Wasser oder ungesüßte Flüssigkeit.
6. Vitalstoffspeicher auffüllen
Allen voran Vitamin B12. Hierfür sind Nahrungsergänzungsmittel zu empfehlen, da es über die normale Ernährung häufig nicht verwertbar ist. Bei Erschöpfung sind B‑Vitamine mit Magnesium und Spurenelementen wie Mangan und Kupfer eine optimale Kombination. Ebenso wichtig sind die Vitamine C und D. Den Vitamin-D-Spiegel kann der Hausarzt messen. Weitere wichtige Mineralstoffe sind Magnesium, Calcium und Zink.
7. Alle Sinne schärfen
Scharfes, würziges Essen, farbenfrohe Kleidung, erfrischendes Minzöl auf den Schläfen, wohlduftendes Wasserspray etc.
8. Hals über Kopf
Sich einfach mal mit dem Kopf nach unten positionieren und tief durchatmen. Z.B. im Sitzen Kopf zwischen die Beine fallen lassen oder in stehender Grätsche den Oberkörper hinunterfallen lassen, Kopf von der Couch hängen lassen oder Yogaerprobte einfach mal einen Kopfstand machen und so die Durchblutung des Gehirns fördern.
9. Heiss-Kalt-Duschen á la Kneipp
Es genügt bereits ein sanfter Einstieg. Es muss nicht gleich die Ganzkörperdusche auf kältester Stufe sein. Kühles Wasser über Füße, Waden und Unterarme genügt schon, um den Kreislauf in Schwung zu bringen.
10. Pacing
Passen Sie Stress und belastende Tätigkeiten Ihrer aktuellen Lebenssituation an. Nehmen Sie sich täglich nicht zu viele To Do’s vor. Tragen Sie freudige Ereignisse zuerst in den Tages- oder Wochenplan ein. Z.B. Sport, Meditation, Freunde treffen, positive Telefonate führen. Prüfen Sie dann, wann Sie wichtige Verpflichtungen erledigen können. Beginnen Sie mit dem Wichtigsten. Auch pflanzliche Adaptogene wie Rosenwurz können die Resilienz erhöhen.
11. Musik
Gleich nach dem Aufwachen Musik einschalten und ggf. sogar laut mit singen. Singen hat nebst einem positiven psychologischen auch einen physiologischen Effekt. Es vertieft die Atmung und Sauerstoffaufnahme. Und macht zudem gute Laune.
13. April, 2022
Autorin:
Sonya Anders
M.Sc. Angewandte Psychologie (Klinische Psychologie)